Vom Wert des Berührens

(Foto: Schophoff / Caritas Regensburg)

Agata Baumgartner arbeitet als Palliativfachkraft im Caritas Alten- und Pflegeheim Fritz Gerlich. Wie meistert sie den täglichen Umgang mit Altern, Kranksein und Sterben?

 

Regensburg. „Ah, du warst wieder in der Pflegeoase!“ So wird die Palliativfachkraft Agata Baumgartner manchmal zuhause begrüßt, wenn sie von der Arbeit kommt. „Meine beiden Töchter und mein Mann spüren meine Zufriedenheit und die Ruhe, die ich mitbringe, wenn ich in der Pflegeoase gearbeitet habe.“

 

Die Pflegeoase ist ein besonderer Pflegebereich im Caritas Alten- und Pflegeheim Fritz Gerlich im Regensburger Stadtwesten. In der Pflegeoase leben vor allem Menschen mit Demenz im fortgeschrittenen Stadium. Ihre Orientierungs- und Kommunikationsfähigkeiten sowie deren Mobilität sind stark eingeschränkt. Die Demenzpatienten leben in Doppel- und Einzelzimmern, deren Schiebetüren sich weit in den Raum öffnen lassen – in die Gemeinschaft, ins soziale Leben.

 

Anfang der 1980er-Jahre in Polen geboren, kam Agata Baumgartner mit elf Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland. Sie hatte eine Freundin, deren Mutter Krankenschwester war. „Mich interessierte, was sie tat. Dass sie Menschen hilft“, sagt die heutige Pflegefachfrau. Sie machte ein Praktikum im Krankenhaus und wusste von da an, was sie werden will. „Niemand in meiner Familie arbeitete im Pflegeberuf. Sie sagten vielmehr, ‚geh‘ doch in die Bank‘. Aber die Pflege hat mich gefunden.“

Palliativfachkraft Agata Baumgartner in der Pflegeoase. (Foto: schophoff)

Baumgartner machte nach der Schule die Ausbildung zur Krankenpflegerin, im Krankenhaus gab es aber keine passende Stelle. „Ich wollte nicht im OP arbeiten, daher bewarb ich mich in Altenheimen.“ Seit dem Jahr 2003 arbeitet sie nun im Caritas Alten- und Pflegeheim Fritz Gerlich. Themen wie Alter, Kranksein und Sterben gehören zu ihrem Berufsalltag.

 

Ihrem ersten Sterbenden war sie aber bereits als Jugendliche begegnet: Ihr Onkel starb als junger Mann an einem Hirntumor. „Damals war ich noch sehr unbeholfen. Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. Ich habe mich auch nicht getraut, zu ihm zu gehen.“ Erst im Laufe ihres Berufslebens lernte sie vieles über den Umgang mit Sterbenden.

 

Sie erfuhr vom heilsamen Wert von Berührungen, von Massagen und Waschungen, von Düften und Klängen, zudem vom Wert des Zuhörens und Stillseins. „Bald erkrankte auch meine Mutter an einem Hirntumor. Nun half mir mein erworbenes Wissen dabei, sie bis zu ihrem Tod zu begleiten.“

 

Heute hat sie einen professionellen Zugang zu Palliativpatienten. Sie sagt: „Man muss sich den Menschen als Ganzes ansehen, was er in seinem Leben erlebt und bewirkt hat. Es macht mich glücklich, wenn ich sehe, was ich tue, bringt etwas. Das merken auch meine Kinder. Und wenn ich nach Hause komme, sagen sie: ‚Ah, du warst wieder in der Pflegeoase.‘“

 

BU01: Palliativfachkraft Agata Baumgartner in der Pflegeoase.

 

BU02: Pflegefachpersonen wissen um den heilsamen Wert von Berührungen. (Fotos: Susanne Schophoff / Caritas Regensburg)

Vom Wert des Berührens

(Foto: Schophoff / Caritas Regensburg)