Wer singt denn da?

Der LBV stattet die Einrichtungen mit Material für das Projekt „Alle Vögel sind schon da“ aus. (Fotos: Caritas Wohnen und Pflege)

 

Das Beobachten von Vögeln hält ältere Menschen geistig und körperlich fit, belegt eine Studie. Ob das in der Praxis gelingt, erkunden aktuell zwei Alten- und Pflegeheime der Caritas.

 

Es zwitschert, zirpt, flötet, singt und tiriliert in Geisenfeld. Inmitten des Gartens des Caritas Alten- und Pflegeheims St. Emmeram steht eine Futterstation für Vögel. Und die Senioren der Einrichtung beobachten und bestimmen sie mit der Frage: Wer singt denn da?

 

Eine Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt belegt, dass das Beobachten von Vögeln ältere Menschen geistig und körperlich fit hält. Eine Rolle spielen dabei die Erinnerungen an die zumeist naturverbundene Kindheit und Jugend, das Aktivieren von bekannten Vogelnamen sowie der soziale Austausch, wenn sich die Senioren bei der Vogelstation treffen.

 

Aus diesem Grund hat der Landesbund für Vogelschutz (LBV) das Projekt „Alle Vögel sind schon da“ ins Leben gerufen. Der LBV stattet bayernweit stationäre Einrichtungen der Altenhilfe mit dem notwendigen Material aus: einer Futterstation samt Vogelfutter, einem Bestimmungsbuch mit den häufigsten Vogelarten sowie zwitschernde Plüschvögel und Vogelmemory. Teilnehmer an dem Projekt sind auch das Caritas Alten- und Pflegeheim Prälat-Walter-Siegert-Haus in Vohenstrauß sowie das Caritas Alten- und Pflegeheim St. Emmeram in Geisenfeld.

 

Die Futterstation in St. Emmeram.
Die Futterstation in St. Emmeram.

 

„Wir bekommen die Natur direkt vors Fenster“, sagt Tanja Wocheslander, Leiterin von St. Emmeram in Geisenfeld. Die Bewohner ihrer Einrichtung nehmen rege teil an dem Projekt. Eine Seniorin kümmert sich, dass die Station stets Futter hat, viele andere beobachten die Vögel und bestimmen sie, entweder direkt im Garten oder auch von drinnen; die Station steht vor einer gläsernen Front.

 

Es ist diese Nähe zur Natur, die den Erfolg des Projekts ausmacht. Wissenschaftler bezeichnen das als „Biophilia-Effekt“: das heilende Band zwischen Mensch und Natur. Der US-amerikanische Biologe Edward O. Wilson formulierte bereits 1984 die Biophilia-These: Demnach ist die Liebe zur Natur angeboren. Drei Millionen Jahre lang, für 100.000 Generationen oder mehr, lebten unsere Vorfahren in der Wildnis. Bis heute sind wir, genetisch bedingt, physisch wie psychisch mit der Natur verbunden; bis ins hohe Alter.

Wer singt denn da?